Gut vorbereitet auf „Rest ihres Lebens“

BUTZBACH (thg). 115 Schüler haben in diesem Jahr das Abitur an der Weidigschule Butzbach bestanden. Die Zeugnisübergabe fand am Donnerstag im voll besetzten Bürgerhaus Butzbach statt. Nach dem Abi-Scherz gestern am Butzbacher Gymnasium treffen sich die Absolventen heute zum Abi-Ball.
Schulleiterin Barbara Plock eröffnete die Veranstaltung. In diesem Jahr trat sie in ihrer Doppelrolle als kommissarische Leiterin der Schule und als Studienleiterin auf. Sie blickte zurück auf unter anderem wegen der Pandemie drei ereignisreiche Jahre. Den Schülern sei einiges abverlangt worden. Angesichts der Leistungen im Abitur sei sie stolz auf sie. Auch den Eltern zollte sie Anerkennung. Sie hätten die jungen Menschen auf das vorbereitet, was nun kommt: „der Rest ihres Lebens!‘ Anja Wöhner und Kai Mengel sorgten für Heiterkeit, als sie am Ende ihres Grußworts verrieten, dass es zur Hälfte mit künstlicher Intelligenz erstellt worden sei. Die beiden Teile zu unterscheiden, sei schwierig. Aber beide waren zuversichtlich, dass die Abiturienten den Möglichkeiten und Herausforderungen auch der neuen Technologien gewachsen seien.
Charmante Kritik, aber auch großes Lob sprach Lukas Riebeling äls Vertreter der Schüler der Lehrerschaft aus. Mit einigen spitzen Bemerkungen begeisterte er vor allem die Mitschüler. Aber auch nachdenkliche Töne schlug er an. So sei ihm klar geworden, dass man über die Schülervertretung viel zu wenig erreichen könne. Schule sei mehr als ein Bildungsinstitut. Sie sei ein Ort, an dem er eine gute Zeit hatte und mit dem größten Teil seiner Freunde Zeit verbrachte.
In ihrer Funktion als Studienleiterin gratulierte Plock den Absolventen. Sie verabschiede „ganz wundervolle und individuelle Menschen, die mir sehr ans Herz gewachsen sind“. Viele hätten auch ihre verborgenen Talente zum Vorschein treten lassen, die im Schulleben bisweilen untergingen, sei es in der Musical-Aufführung, in der Kunst-AG oder in der Frankfurter Paulskirche am vergangenen Volkstrauertag.
Zu Plocks Reden gehört auch stets der Blick auf verblüffende Erkenntnisse, also schiefgegangene Formulierungen, Interpretationen oder Aussagen von Schülern in Klausuren oder mündlichen Prüfungen. Demnach habe Goethes Faust drei Entzugsversuche unternommen, unklar sei geblieben, wegen welcher Droge.
Die Kritik am „unnützen Wissen“, das vermittelt werde, ließ die Studienleiterin nicht gelten. „Vielleicht macht dieses unnütze Wissen einmal den kleinen Unterschied.“ Aber im Sinne einer „instinktsicheren Abwehr überzähliger Informationen“ wünschte sie den Abiturienten, dass sie es verstehen, zu filtern.
Plock thematisierte auch die Entscheidungen für die Zukunft, die die Schüler treffen. Wenn sie feststellen dass sie sie in eine Sackgasse führen, sollten sie sich von der Last, die auf ihnen liegt, befreien — zur eigenen Gesundung, aber niemals als leichtfertige Entscheidung.
Humor und Liebe, aber auch Respekt sowie Zuneigung und Loyalität nannte Plock als weitere wichtige Qualitäten. „Hegt und pflegt Eure Stärken, auf dass Ihr alles im Leben erreicht, was Ihr Euch wünscht“, gab sie den jungen Erwachsenen mit. Die Zeugnisausgabe nach Tutorengruppen und die Übergabe von Ehrungen und Preisen für erfolgreiche Schüler in unterschiedlichen Fächern bildeten den Schwerpunkt des Nachmittags. Überraschend für die Geehrten war die Verleihung des Ehrenpreises für gelungene Inklusion. Die Tutorengruppe von Dr. Joachim Tröll und darunter als behinderter Schüler Fabio Schwenz erhielten die Auszeichnung dafür, dass sie beispielgebend gemeinsam Inklusion umgesetzt haben.
Johanna Binzer und Musiklehrer Alexander Fischer leiteten die Veranstaltung musikalisch ein und gestalteten den Abschluss.

Butzbacher Zeitung, 08.07.2023