Die Butzbacher Zeitung schreibt über die Weidigschule Butzbach

Der besondere Moment

Ovag verleiht den 21. Jugendliteraturpreis – Auszeichnung für Schrenzerschule

Butzbach/Bad Nauheim (hms/ pm). Zum 21. Mal hat die Ovag am Donnerstag in feierlichem Rahmen den Jugendliteraturpreis verliehen. Aus 200 Einsendungen hat eine hochkarätige Literaturjury die ersten drei Preise ausgewiesen. Diese gehen an Marie Luise Wäß aus Ortenberg, Luana Cimiotti aus Stadtallendorf und Julia Rausch aus Romrod. Ovag-Vorstand Oswin Veith sieht in dem Wettbewerb eine Chance, resiliente Köpfe für Leben und Beruf heranzubilden.
Als um 20 Uhr die Band mit Nashi Young Cho mit Filmmusik den Abend eröffnet, spürt man im Kursaal des Hotel Dolce in Bad Nauheim eine knisternde Spannung. Die festlich gekleideten jungen Damen und Herren mit ihren Familien, Lehrkräften und Gemeindevertretern sind neugierig, wer die ersten drei Preise, den Karlhans-Frank-Gedächtnispreis, die 21 weiteren Anerkennungen und drei Sonderpreise mit nach Hause nehmen würde.
Sie müssen sich noch gedulden, denn zunächst macht Vorstand Oswin Veith deutlich. warum der Wettbewerb für sein Unternehmen und die junge Generation so wichtig ist: »Wir sind seit 112 Jahren in der Region Oberhessen verwurzelt. Es ist uns ein Anliegen, etwas in Kultur und Sport an die Menschen hier zurückzugeben und junge Talente zu unterstützen.«
Wenn man lesen und schreiben, sich ausdrücken und fair kommunizieren könne, sei es einfacher, gut und böse, wahr und unwahr zu unterscheiden. Res iliente Köpfe seieat, chtig für die Gesellschaft und die Demokratie.
Veith erkennt an, dass es Mut erfordere, wenn man zwischen 14 und 23 Jahre jung ist, sich beim Schreiben zu öffnen. Er dankt den Lehrkräften. die Talente erkannt und die Mühe des langen Wegs auf sich genommen hätten.
Die Jury – unter anderem besetzt mit den Autorinnen Ursula Flacke, Franziska Gerstenberg und Autor Feridun Zaimoglu – sowie die Laudatorin, Literaturagentin Mara Mijolovie, würdigten in den maximal acht Seiten langen prämierten Beiträgen genaue Beobachtungsgabe, Stilsicherheit und Empathie.
Sie sei beeindruckt von der Bandbreite der Themen, der Sichtweisen und den unterschiedlichen Formen von der Erzählung bis zum Sammelwerk von Lexikoneinträgen und Briefen. In der Laudatio pickt Mijolovie in Titeln und Zitaten die besonderen Momente heraus, die ihr beim Le-, sen aufgefallen sind. Oft ranken sich diese um zwischenmenschliche Beziehungen und Einsamkeit, um Zukunftsszenarien und Krieg, Sucht, Trost und Genuss.
Erinnerungen und das Gefühl, sich lösen zu wollen, bewegen junge Menschen. »Manchmal finden wir den besonderen Moment in ganz einfachen Dingen. Diese Augenblicke erinnern uns daran, dass wir trotz allem nie wirklich allein sind«, schließt sie.
Briefprojekt mit Seniorenheim
Dann kommt der ganz besondere Moment für die 10. Klasse der Schrenzerschule Butzbach, die als Erstplatzierte des Karlhans-Frank-Gedächtnispreises ihren Briefpartnerinnen und -partnern aus dem Seniorenheim auf die Bühnen helfen. Ohne sie und ihre engagierte Lehrerin Kim Eva Voigt-Hilberger wäre das inspirierende Briefprojekt im WahlPflicht-Kurs »Kreatives Schreiben« nicht möglich gewesen.
Die Schüler holten ihre Senioren ab und begleiteten sie gemeinsam mit Barbara Mahlich vom Sozialen Dienst und Pflegerin Anette Norris, um den Preis entgegenzunehmen. Schüler Karim Dif erklärte, was das gemeinsame Projekt ausmachte, und Schulleiter Thomas Eckhardt unterstützte dessen Ausführungen.
Die Jugendlichen der Schrenzerschule wollten das Preisgeld in Höhe von 80o Euro gerne mit den Bewohnern des Hauses Evergreen teilen, doch die Senioren lehnten dankend ab: »Die Jugend braucht das Geld, wir nicht mehr. Kommt lieber mal wieder zu uns, das war so schön«, so der Tenor.

Der neue Wahl-Pflicht-Kurs »Kreatives Schreibeng hat bereits eingewilligt, die Kooperation mit dem Haus Evergreen fortzusetzen.
Der dritte Preis im 21. Jugendliteraturwettbewerb geht an die 19-jährige Abiturientin Julia Rausch. Mit“Mohnschnitte“ schildert sie die Begegnung zwischen einem älteren Mann und einem Kind, das ihn nach der Schule besucht. Die Mohnschnecke, die der Mann jeden Morgen kauft, ist die Konstante.
Den zweiten Preis nimmt die Abiturientin Luana Cimiotti (18) in Empfang. In »Anwesende« schildert sie eine Gruppe Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Sie überwinden durch regelmäßige Treffen ihre Einsamkeit und erfahren Gemeinschaft. Eine Geschichte von, über und für die Jugend.
Gelobt wird die bildhafte Sprache, ihre feine Beobachtungsgabe, die ausgezeichneten Dialoge und die Fähigkeit, Randgruppen zu skizzieren – jenseits jedes Voyeurismus.
Die 22-jährige Marie Luise Wäß, Auszubildende als Pflegefachkraft, setzt sich in »Walle« mit der Leerstelle auseinander, die der Tod durch Alkoholkonsum bei den Hinterbliebenden hinterlässt.
Alle drei waren in den vergangenen Jahren unter den Preisträgern, Rausch erhielt 2023 den ersten Preis beim Jugendliteraturpreis.

Butzbacher Zeitung, 17.09.2024

»Es erfordert Mut, sich beim Schreiben zu öffnen«, sagt Ovag-Vorstand Ostyin Veith (r.), und gratuliert den Wetterauer Gewinnerinnen und Gewinnern des Jugendliteraturpreises.

FOTO HANNA VON PROSCH

Die Schrenzerschüler mit Briefpartnern, Lehrerin und Schulleiter.
FOTO: MICHAEL SEIDL-STREB

 

INFO

Sonderpreise und Preisträger
Sonderpreise innerhalb des Wettbewerbs gehen für gesammelte Einzeltexte an die Singbergschule Wölfersheim, das Gymnasium Nidda und das Landgraf-Ludwig-Gymnasium Gießen. Die Zweit- und Drittplatzierten des Karlhans-Frank-Gedächtnispreises sind die Limes-schule Altenstadt und die AlbertSchweitzer-Schule Alsfeld.
Weitere Preisträger des Jugendliteraturpreises aus dem Wetteraukreis sind: Paul Emil Kiesow, 16 (Friedberg), Nese Marie Knöpp, 17 (Wölfersheim), Luisa Emilia Lenser, 19 (Bad Nauheim), Heidi Lubina, 16 (Hammersbach), Sarah Ludwig, 16 (Butzbach), Marie Joelle Middendorf, 18 (Rodheim), Hannah Schmitt, 15 (Nidderau-Eichen), Angelika Scholl Rojas,16 (Wölfersheim),