Die Butzbacher Zeitung schreibt über die Weidigschule Butzbach

»Nur weil sie Juden waren«

Weidigschüler erinnern an 103 Mordopfer aus Butzbach

Butzbach (amh). Mindestens 103 Jüdinnen und Juden wurden in Butzbach und den Stadtteilen getötet. An sie wurde in der Gedenkfeier der Stadt Butzbach am Samstag auf dem Synagogenplatz in der Wetzlarer Straße erinnert. Erneut lasen Schüler — gegen das Vergessen — die Namen der Ermordeten vor.
Andrea Schreiber-Guth, Lehrerin an der Weidigschule in Butzbach, war am 9. November mit Schülern und Schülerinnen bei der Gedenkstunde zum 86. Jahrestag der Reichspogromnacht anwesend. Und, wie in den Vorjahren waren es auch in diesem Jahr die Schülerinnen und Schüler, die ihren Beitrag gegen das Vergessen leisten wollten. Und so trugen sie, abwechselnd, die Namen der Butzbacherinnen und Butzbacher Bürger vor und zündeten für jeden eine Kerze an.
Nicht alle Schicksale bekannt
Die Jugendlichen begannen die Aufzählung mit der Vorrede: »Wir haben zu beklagen …«. 1933, im Jahr der nationalsozialistischen »Machtergreifung«, lebten in Butzbach und den heutigen Stadtteilen insgesamt etwa 310 Menschen jüdischen Glaubens. Davon wurde mehr als ein Drittel, mindestens 103 Männer, Frauen und Kinder, bis zum Kriegsende Opfer der nationalsozialistischen Ermordungsmaschinerie, so der Text.
»Die Schicksale aller Opfer des Holocausts und das Schicksal der vertriebenen jüdischen Familien sind bis heute nicht vollständig bekannt. Wir
möchten hiermit jener Opfer namentlich gedenken, die in Butzbach und den heutigen Stadtteilen geboren und aufgewachsen sind, hier zusammen mit der nicht jüdischen Bevölkerung wohnten, in Frieden und ohne Hass zusammenlebten, lebten und lachten, und seit 1933 von den Nazis aufgrund ihrer menschenverachtenden Irrlehre und Politik nur weil sie Juden waren — diskriminiert, verhaftet, gepeinigt, deportiert und in Lagern ermordet wurden«, erklärten die Schüler des Butzbacher Gymnasiums.
Im Folgenden verlasen die Schüler die Namen. Aus Butzbach waren es Selma Bär geb. Meyer, Egon Bär, Inge Bär, Cejmach User Bryt, Laja Bryt geb. Rabinowitz, Dora Bryt, Julius Ehrlich, Meta Ehrlich geb. Stumpf, Lothar Ehrlich, Helene Fried geb. Michel, Johanna Fröhlich, Auguste Fröhlich, Zilli (Cerlina) Fuld geb. Fried, Hannelore Fuld, Hugo Gemsheim, Moritz Grünspahn, Fanny Kahn geb. Katz, Emil Katz, Rika Katz geb. Isselbächer, Hermann Katz, Malchen Katz geb. Isselbächer, Irmgard Katz, Adolf Krämer, Zacharias gen. Isidor Krämer, Jettchen Krämer geb. Herz, Berta Krämer, Hugo Krämer, Meta Krämer geb. Stern, Lothar Krämer, Ilse. Krämer, Paula Löb geb. Heimann, Hermann Löb, Levi Löwenstein, Rosa Löwenstein geb. Strauß, Max Mayer, Berta Mayer geb. Gottlieb, Elisabeth Mayer, Max Mayerfeld, Josef Oppenheimer, Leopold Rosenblatt, Paula Rosenblatt geb. Löwenstein, Trude Rosenblatt, Emil Rosenstein, Martha Rosenstein geb. Lichtenstein, Lilli Rosenthal, Friederike Seewald geb. Decker, Selma Simon geb. Sommer, Ruth Simon, Leo Spiro, Nanny Spiro geb. Mayerfeld, Frank Spiro, Hannelore Strauß, Benni Tannenbaum und Herta Tannenbaum.
Ferner nannten die Schüler Hermann Jordan, Hedwig Jordan geb. Mendel aus Ebersgöns, aus Fauerbach v. d. H. Joseph Stern, Jeanette Stern und Bernhard Stern.
Opfer aus Griedel waren Lina (Lili) Bär, Karoline Bär geb. Löwenberg, Margot Bär, Gertrud lsenberg, Max Kugelmann, Blanka Kugelmann geb. Bär, Marion (Malwine) Kugelmann, Max Stern, Paula Stern geb. Simon, Ernst (David) Stern, Hans Hermann Stern, Marta Stern geb. Bär und aus Hoch-Weisel Emma Scheuer geb. Engel. Getötete Kirch-Göönser waren (Nathan) Albert Meier, Regine Meier, Jeannette Meier geb. Siegel, Regine Metzger geb. Meier und Bertha Stern geb. Meier, aus Münster (Jagdhaus Hubertus) war es Agnes Löwenherz.
Aus Nieder-Weiset betrauert wurden Max (Meier) Goldschmidt, Jenny Goldschmidt geb. Heinemann, Ida Goldschmidt, Rosalie Kaufmann geb. Sichel, Julius Krämer I., Irene Krämer geb. Heß, Julius Krämer II., Irma Krämer geb. Krämer, Kurt (Siegbert) Krämer, Johanna Mayer geb. Krämer, Jenny Metzger geb. Herz, Selma Rothschild geb. Wetterhahn und Hannchen Schloß sowie aus Ostheim Leopold Löwenstein und Paula Löwenstein geb. Scheuer.
Wunsch nach Frieden
In Pohl-Göns waren Johanna Kahn geb. Simon, Jakob Simon, Käthchen Simon, Mina Simon, Klara Simon geb. Kugelmann, Elias Simon I.,Eliona (Elena, Lina) Simon geb. Engel, Selma Simon geb. Löwenstein, Nathan Simon und Paula Simon geb. Haas zu Hause.
Die Jugendlichen beendeten die Aufzählung mit einem gemeinsamen »Shalom«, das von den Anwesenden mit einem bewegenden »Shalom« beantwortet wurde in der Hoffnung, dass der Wunsch nach Frieden in Erfüllung gehe.

Butzbacher Zeitung, 12.11.2024

Weidigschüler verlesen in der Gedenkveranstaltung die Namen der jüdischen Mitbürger aus Butzbach, die von den Nazis getötet wurden und erinnern mit Lichtern an sie.

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