Die Butzbacher Zeitung schreibt über die Weidigschule Butzbach

Mahnung zur Menschlichkeit

Weidigschüler besuchen Gedenkstätte Buchenwald

BUTZBACH. Es war der damalige amerikanische Präsident Barack Obama, der anlässlich seines Besuches der Gedenkstätte Buchenwald im Jahr 2009 feststellte: „Es ist an uns, Zeugnis abzulegen; sicherzustellen, dass die Welt weiterhin Kenntnis davon erhält, was hier geschehen ist, und all jenen zu gedenken, die überlebten und jenen, die starben, und nicht nur als Opfer, sondern als Menschen, die hofften, liebten und träumten wie wir alle.

Nachdem die ursprünglich bereits für Januar geplante Fahrt zunächst wegen winterlicher Witterungsbedingungen abgesagt werden musste, erhielten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 der Butzbacher Weidigschule nun kurz vor Beginn der Sommerferien die Gelegenheit, eben genau dieses Zeugnis selbst abzulegen und das ehemalige Konzentrationslager in Thüringen zu besuchen. Erneut wurde die Fahrt durch den Wetteraukreis mitfinanziert, der es sich zu Aufgabe gemacht hat, schulische Exkursionsfahrten zu Gedenkorten des nationalsozialistischen Terrors großzügig zu unterstützen.

Buchenwald auf dem Ettersberg in der unmittelbaren Nähe Weimars ist als ein solcher Ort zum Synonym menschenverachtender Grausamkeit auf deutschem Boden geworden und ihn zu besichtigen, mahnt immer wieder aufs Neue, wie totalitäre Herrschaft und die Preisgabe von Menschlichkeit eine Gesellschaft bis zum Äußersten enthemmen können.

Gemeinsam mit den sie begleitenden Lehrkräften Anne Hardt, Holger Höhn, Katja Kächler, Benedikt Kahnert und Till Keßler sahen die Jugendlichen nach ihrer Ankunft die halbstündige Kino-Dokumentation zur Geschichte des Lagers und erkundeten nach dem Passieren des berüchtigten Lagertors den Appellplatz mit den verschiedenen Gedenkorten für die zahlreichen Opfer und die erhaltenen bzw. rekonstruierten Bauten wie das Krematorium, ehe sie sich in der Dauerausstellung über die Geschichte des Konzentrationslagers und das schlichte Überleben im Lageralltag informieren konnten.

Die hochsommerlichen Temperaturen verhinderten schließlich, die Besonderheit der metallenen Gedenkplatte des Denkmals für alle Toten des Lagers auf dem Appellplatz mit eigenen Händen ertasten zu können: Die Mitte des Metalls ist ständig auf menschliche Körpertemperatur (36,5 Grad Celsius) erwärmt. Um die Wärme zu spüren, muss man sich zum Boden herunterbeugen oder niederknien; dies soll als sichtbares Zeichen dafür dienen, was alle, denen die Nationalsozialisten ihr Recht zu leben verweigert hatten, vereint: Ihr Menschsein.

Butzbacher Zeitung, 19.07.2024

Weidigschüler durchqueren das Lagertor der bei Weimar gelegenen Gedenkstätte Buchenwald.

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Schülerinnen in der Dauerausstellung der Gedenkstätte Buchenwald.

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