Die Butzbacher Zeitung schreibt über die Weidigschule Butzbach
Schüler nennen Namen von 103 Opfern
Geschichtskurs Jahrgang 13 der Weidigschule nimmt an Butzbacher Gedenkfeier zur Reichspogromnacht teil
BUTZBACH (amh). Mindestens 103 Jüdinnen und Juden wurden in Butzbach und den Stadtteilen getötet. Schüler der Weidigschule verlasen ihre Namen. Auch Tobias Maschmann, Lehrer an der Weidigschule in Butzbach, war am 9. November mit seiner Geschichts-Klasse 13 bei der Gedenkstunde zum 85. Jahrestag der Reichspogromnacht anwesend. Und, wie in den Vorjahren, waren es auch in diesem Jahr die Schüler, die ihren Beitrag gegen das Vergessen leisten wollten. Und so trugen sie die Namen der 103 getöteten Butzbacherinnen und Butzbacher vor und zündeten für jeden eine Kerze an.
Die Jugendlichen begannen die Aufzählung mit der Vorrede: „Wir haben zu beklagen … 1933, im Jahr der Nationalsozialistischen ‚Machtergreifung‘, lebten in Butzbach und den heutigen Stadtteilen insgesamt etwa 310 Menschen jüdischen Glaubens. Davon wurden mehr als ein Drittel, mindestens 103 Männer, Frauen und Kinder, bis zum Kriegsende Opfer der nationalsozialistischen Ermordungsmaschinerie.
Die Schicksale aller Opfer des Holocausts und das Schicksal der vertriebenen jüdischen Familien sind bis heute nicht vollständig bekannt. Wir möchten hiermit jener Opfer namentlich gedenken, die in Butzbach und den heutigen Stadtteilen geboren und aufgewachsen waren, hier zusammen mit der nicht-jüdischen Bevölkerung wohnten, in Frieden und ohne Hass zusammenlebten, lebten und lachten, und seit 1933 von den Nazis aufgrund ihrer menschen
verachtenden Irrlehre und Politik nur weil sie Juden waren – diskriminiert, verhaftet, gepeinigt, deportiert und in Lagern ermordet wurden.“ Liste der verlesenen Namen:
Aus Butzbach: Selma Bär geb. Meyer, Egon Bär, Inge Bär, Cejmach User Bryt, Laja Bryt geb. Rabinowitz, Dora Bryt, Julius Ehrlich, Meta Ehrlich geb. Stumpf, Lothar Ehrlich, Helene Fried geb. Michel, Johanna Fröhlich, Auguste Fröhlich, Zilli (Cerlina) Fuld geb. Fried, Hannelore Fuld, Hugo Gernsheim, Moritz Grünspahn, Fanny Kahn geb. Katz, Emil Katz, Rika Katz geb. Isselbächer, Hermann Katz, Malchen Katz geb.Isselbächer, Irmgard Katz, Adolf Krämer, Zacharias gen. Isidor Krämer, Jettchen Krämer geb. Herz, Berta Krämer, Hugo Krämer, Meta Krämer geb. Stern, Lothar Krämer, Ilse Krämer, Paula Löb geb. Hei-mann, Hermann Löb, Levi Löwenstein, Rosa Löwenstein geb. Strauß, Max Mayer, Berta Mayer geb. Gottlieb, Elisabeth Mayer, Max Mayerfeld, Josef Oppenheimer, Leopold Rosenblatt, Paula Rosenblatt geb. Löwenstein, Trude Rosenblatt, Emil Rosenstein, Martha Rosenstein geb. Lichtenstein, Lilli Rosenthal, Friederike Seewald geb. Decker, Selma Simon geb. Sommer, Ruth Simon, Leo Spiro, Nanny Spiro geb. Mayerfeld, Frank Spiro, Hannelore Strauß, Benni Tannenbaum, Herta Tannenbaum.
Aus Ebersgöns: Hermann Jordan, Hedwig Jordan geb. Mendel.
Aus Fauerbach v.d.H.: Joseph Stern, Jeanette Stern, Bernhard Stern.
Aus Griedel: Lina (Lili) Bär, Karoline Bär geb. Löwenberg, Margot Bär, Gertrud lsenberg, Max Kugelmann, Blanka Kugelmann geb. Bär, Marion (Malwine) Kugelmann, Max Stern, Paula Stern geb. Simon, Ernst (David) Stern, Hans Hermann Stern,‘ Marta Stern geb. Bär.
Aus Hoch-Weisel: Emma Scheuer geb. Engel.
Aus Kirch-Göns: (Nathan) Albert Meier, Regine Meier, Jeannette Meier geb. Siegel, Regine Metzger geb. Meier, Bertha Stern geb. Meier.
Aus Münster (Jagdhaus Hubertus): Agnes Löwenherz.
Aus Nieder-Weisel: Max (Meier) Goldschmidt, Jenny Goldschmidt geb. Heinemann, Ida Goldschmidt, Rosalie Kaufmann geb. Sichel, Julius Krämer I., Irene Krämer geb. Heß, Julius Krämer II., Irma Krämer geb. Krämer, Kurt (Siegbert) Krämer, Johanna Mayer geb. Krämer, Jenny Metzger geb. Herz, Selma Rothschild geb. Wetterhahn, Hannchen Schloß. Aus Ostheim: Leopold Löwenstein, Paula Löwenstein geb. Scheuer.
Aus Pohl-Göns: Johanna Kahn geb. Simon, Jakob Simon, Käthchen Simon, Mina Simon, Klara Simon geb. Kugelmann, Elias Simon I., Eliona (Elena, Lina) Simon geb. Engel, Selma Simon geb. Löwenstein, Nathan Simon, Paula Simon geb. Haas.
Die Jugendlichen beendeten die Aufzählung mit einem gemeinsamen „Shalom“, das von den anwesenden Bürgern mit einem bewegenden „Shalom“ beantwortet wurde, in der Hoffnung, dass der Wunsch Shalom, also Friede, in Erfüllung gehe.
Butzbacher Zeitung, 11.11.2023
BUTZBACH. 103 Kerzen, die in der Gedenkstunde zur Pogromnacht entzündet wurden, stehen für die bekannten jüdischen Mitbürger, die in Butzbach Opfer der Nazi-Diktatur wurden.
Text + Foto: amh