100 Luftballons steigen in den Himmel für deutsch-französische Freundschaft

BUTZBACH (thg). Mit 100 Ballons, die die Weidigschüler in den Färben der Nachbarländer in den Himmel steigen ließen, endeten gestern die Aktionstage am Butzbacher Gymnasium rund um „60 Jahre Elvsee-Vertrag“ zwischen Deutschland und Frankreich. In der zweiten großen Pause schickten die Schüler deutsch-französische Postkartengrüße auf die Reise. Oberstufenleiterin Barbara Plock erinnerte an Stationen der gemeinsamen Geschichte der beiden Länder und gab den jungen Leuten mit, die Freundschaft weiter zu pflegen.
Plock hofft, dass die Geste der aufsteigenden Ballons „zu einem erweiterten Bewusstsein in Bezug auf das Miteinander in Europa“ führe. Die freundschaftliche Beziehung zu Frankreich sei wertvoll. Denn im Grunde schon seit der Zeit der Merowinger und Karolinger seien Franzosen und Deutsche Feinde gewesen. Es sei nicht gelungen, die Andersartigkeit des Gegenübers zu akzeptieren und zu verstehen.
Die Feindschaft hielt sich nach Plocks Worten über die Jahrhunderte hinweg, wurde von Kriegen bis hin zum Zweiten Weltkrieg genährt. Er habe Deutschland nicht nur eine Niederlage, sondern auch einen Neuanfang gebracht. Auf deutschem Boden sei „wie Phönixaus der Asche“ eine moderne Nation entstanden. Neuen Ideen und Entwicklungen sei sie ebenso aufgeschlossen begegnet wie Frankreich. Es habe sich die Bereitschaft entwickelt, „das jahrhundertealte Kriegsbeil zu begraben und sich der jeweils anderen Nation zuzuwenden“, die einst verhasst gewesen sei, die man insgeheim aber viellercht auch etwas bewundert habe.
Deutschland und Frankreich seien Partner geworden, nicht nur politisch. Schulische Austauschprogramme und enge Freundschaften zeigten, dass Versöhnung möglich sei, so Plock. „Und dies sollte man zu Recht jedes Jahr wieder feiern, denn eine solche historische Kehrtwende ist keine Selbstverständlichkeit und daher etwas ganz Besonderes.“
Die Französisch-Fachschaft der Schule hatte sich eingesetzt, um das Vertragsjubiläum besonders zu feiern. Vielfältige Aktivitäten wurden den Schülern angeboten, um sich mit den Gepflogenheiten und Traditionen der europäischen Nachbarn vertraut zu machen. Dazu gehörten Erklärvideos im Filmsaal, das Pausenradio mit französischer Musik in der Mensa, ein deutsch-französisches Quiz und der Verkauf von französischen Leckereien. Auch die Schulbibliothek informierte über das Thema, in der Pausenhalle gab es eine Ausstellung.
Unter den Gästen der Abschlussaktion war auch Christine Borchers-Fanslau. Sie ist langjährige Vorsitzende des Butzbacher Städtepartnerschaftsvereins und somit auch eingebunden in die Beziehungen der Weidigstadt zur französischen Partnerkommune Saint-Cyrl’Ecole.

Butzbacher Zeitung, 28.01.2023